Michaeli-Fest 2023

Zu Beginn der Herbstes Zeit feiern die Waldorfschulen das Fest, das nach dem Erzengel Michael benannt ist, dessen Gedenktag der 29. September ist. Sankt Michael steht zum einen für den Kampf des Lichtes gegen die Finsternis, zum anderen aber auch dafür, Licht und Schatten in einem Gleichgewicht zu halten. Nie kann es das Gute ohne das Böse geben und wir als Menschen sind stets vor die Wahl gestellt, welchem wir nachgehen wollen. Stellvertretend für diesen Kampf des Lichtes gegen den Drachen steht in der Unterstufe der Kampf des heiligen Georg gegen den Drachen Pate. Dies vollzieht die Unterstufe auch mit dem Spiel der Drachenjagd. In der Mittelstufe werden an diesem Tag die guten und weniger guten Taten beschaut und in einer goldenen Waage gegeneinander aufgewogen. Ziel war und ist es, die Waage im Gleichgewicht zu halten oder die helle Seite schwerer wiegen zu lassen. Dies ist sowohl gestern, als auch in den vergangenen Jahren stets geglückt. In der Oberstufe wird das Bild vom inneren Drachenkampf bildhaft an die Schülerinnen und Schüler herangetragen. Die individuelle freie Entscheidung mit ihren Konsequenzen bildet den Kern der Ansprache und der Geschichten im Morgenkreis. Nach diesen unterschiedlichen Morgenkreisen konnten die Schülerinnen und Schüler nun den bereits erwähnten Mutproben nachgehen und somit direkt eigene kleine Drachenkämpfe austragen, Ängste überwinden und dadurch ihr Selbstbewusstsein stärken.

Das Michaeliereignis eröffnet den Festeszyklus der zweiten Jahreshälfte, in der nun in der frühen Herbstzeit, die Tage wieder wesentlich kürzer werden. Der Rückzug des Lichtes charakterisiert die Zeit um das Michaelifest. Das Licht, auch ein Symbol für das Leben, zieht sich zurück. Und auch im Pflanzenreich sind Rückzug und Verfall zu beobachten.

Nachdem die Reifeprozesse abgeschlossen sind beginnt ein Prozess, der sich in jedem Jahr wiederholt – ein Absterben der Natur. Der Sommer offenbarte uns durch seine Lichtfülle die Anwesenheit himmlischer Kräfte. Das Leben hatte während dieser Zeit eine Leichtigkeit, die wir nun mehr und mehr vermissen. Es wird dunkel auf Erden. Die äußeren Bedingungen erleben wir im praktischen Alltag ebenso, wie in unserem veränderten Lebensgefühl. Das Empfinden einer gewissen Schwere stellt sich ein. Die äußere Dunkelheit ist uns Aufforderung, in unserem Inneren das Licht zu suchen. Licht suchen und finden – Dunkelheit vertreiben. Der Drache als Sinnbild des Bösen (zumindest in unserem Kulturkreis) ist zum Leben erwacht. Jeder Mensch ist aufgerufen, sich dem Kampf gegen ihn zu stellen, um zum Sieg des Guten beizutragen.

 

Es folgen Fotos der verschiedenen Mutproben: Feuersprung, Kampf gegen den dicken August, der Griff in die ‚Fühlkiste‘, das Kissenduell, Wikinger Schwertkampf, Bogenschießen, sowie die ‚musikalische Mutprobe‘ im Kampf gegen das Lampenfieber und zuletzt beim Abschlusssingen um die Linde herum.